Reputationsrisiko und menschliches Risikomanagement

Nichtregierungsorganisationen sind aufgrund ihrer Arbeits- und Finanzierungsweise fast vollständig von öffentlichen und privaten Subventionen abhängig. Aus diesem Grund müssen sie besonders auf ihren eigenen Ruf, aber auch auf den ihrer Mitarbeiter und Gönner achten. Ansonsten kann ihnen den Zugang zu potenziellen finanziellen und personellen Ressourcen verwehrt werden.  So stellen sie sicher, dass sie den Menschen, denen sie helfen wollen, besser dienen und schützen können.

Da der Ruf einer Organisation besonders eng mit dem Ruf ihrer Vertreter verbunden ist, können die damit zusammenhängenden Risiken durch eine pragmatische, kohärente und effektive Politik des Human Risk Managements abgewickelt werden. Dadurch wird die Beständigkeit der Organisation langfristig gesichert sowie die kurz- und mittelfristige Leistungsfähigkeit gewährleistet und die Finanzierung stabilisiert.

Die Hintergrundsüberprüfung von Personen welche bei Nichtregierungsorganisationen angestellt sind. (NGO)

Mehrere Massnahmen können zur Bewältigung menschlicher Risiken ergriffen werden: Verhaltenskodex, Vorkehrungen zur Erleichterung von Whistleblowing, Befugnisverteilung (doppelte Unterschrift), Disziplinarmassnahmen bei Verstössen und natürlich die Sicherstellung, dass nur Mitarbeiter:Innen eingestellt werden, deren Integrität die Interessen der Organisation schützen können.

In der Praxis sehen wir, dass Organisationen aus verschiedenen Gründen Background Checks der von ihnen eingestellten Personen durchführen oder in Auftrag geben:

  • Sicherheit: Um sich vor internen Bedrohungen zu schützen (Missbrauch, Diebstahl, Betrug usw.).
  • Reputation: Mit dem Ziel, den Ruf in der Organisation zu schützen und potenzielle öffentliche Skandale zu vermeiden.
  • Kultur und Pflicht zur Vorbildfunktion: Die NGO-Mitglieder halten hohe moralische und ethische Standards aufrecht.
  • Geringere Kosten für die Personalbeschaffung: Durch einen effektiven Background Check können teure Fehlbesetzungen vermieden werden.
  • Compliance – Financial Assessment: Skandale im Zusammenhang mit den Machenschaften einzelner Personen können dazu führen, dass bestimmte Finanzmittel zurückgezogen werden, wodurch die Funktionsfähigkeit der Organisation gefährdet wird.

Konkrete Beispiele

Oxfam – Sex-Skandale

2018 enthüllte ein erster Skandal[1] die Machenschaften von Angestellten und Führungskräften der Organisation « einschliesslich dem Einsatz von Prostituierten ».

Infolge dieser Enthüllungen wurden vier Mitarbeiter, darunter der Direktor für Haiti, entlassen bzw. zum Rücktritt gezwungen. Laut Penny Lawrence, der damaligen Nummer Zwei von Oxfam, war das problematische Verhalten des Direktors und seiner Mitarbeiter «bereits vor seinem Umzug nach Haiti thematisiert worden». Darüber hinaus hatte Oxfam es offenbar versäumt, andere humanitäre Akteure über die Machenschaften der involvierten Mitarbeiter zu informieren, wodurch diese Aufträge bei anderen NGO’s annehmen konnten.

Nach diesem ersten Skandal, …

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    Datum Erstveröffentlichung : 22.04.2022

    Autor : Marc Tinguely und Michael Platen